Zur Ausstellung
Bereits zum sechsten Mal findet die feierliche Verleihung
des mit jeweils 5.000 Euro dotierten Marion Ermer Preises
in der Hochschule für Bildende Künste Dresden statt.
In Gegenwart der Stifterin Marion Ermer und Herrn Prof.
Dr. h.c. Lothar Späth, Vorsitzender des Kuratoriums
der Marion Ermer Stiftung, wird die mit der Verleihung verbundene
Ausstellung der vier diesjährigen Preisträger
Loretta Fahrenholz (Leipzig)
Emanuel Mathias (Leipzig)
Claudia Schötz (Dresden)
Jens Schubert (Leipzig)
am 8. Dezember 2011 um 19.00 Uhr im Oktogon eröffnet.
Die PreisträgerInnen wurden von einer Jury, die Ende
Mai dieses Jahres in der Hochschule tagte, unter 216 Bewerbungen
ausgewählt. Mitglieder der diesjährigen Jury waren
Dr. Axel Lapp (Kurator der Ausstellung, Berlin),
Dr. Dirk
Luckow (Deichtorhallen Hamburg),
Beatrix Ruf (Kunsthalle
Zürich),
Dr. Sabine Maria Schmidt (Museum Folkwang Essen)
und
Prof. Christian Sery (Hochschule für Bildende Künste
Dresden).
Erneut bietet die Ausstellung zum Marion Ermer Preis einen
faszinierenden Einblick in die zeitgenössische künstlerische
Produktion.
Loretta Fahrenholz präsentiert mit der Videoarbeit Que
Bárbara (2011) einen reflektierten Blick auf die Inszenierungen
von Kunst. Sie beobachtet die Vorbereitungen für eine
New Yorker Ausstellung, folgt der Künstlerin bei ihren
letzten Besorgungen und inszeniert reflexive Gespräche
um Alltägliches und um die Entwicklung künstlerischer
Prozesse. Wie schon in früheren Arbeiten untersucht
sie die Produktionsbedingungen von Kunst und die Voraussetzungen
ihrer Rezeption. Darüber hinaus zeigt sie die Fotoserie
Europa (1996/2011), die ebenfalls die Themen Rollenspiel
und Inszenierung behandelt.
In seiner 4-Kanal-Videoinstallation Nebahats Schwestern
untersucht Emanuel Mathias das Verhältnis zwischen der zeitgenössischen
Realität und der historischen Fiktion. Er lässt
drei Istanbuler Taxifahrerinnen Schlüsselszenen aus
dem bekannten türkischen Film Soför Nebahat von
1960 nachspielen. Nach 50 Jahren ist die Nebahat des Films – mit
ihrer Lederjacke, der ins Gesicht gezogenen Schiebermütze
und der gespielten Härte – immer noch Referenz
und Identifikationsfigur dieser Frauen. Interviews mit den
Protagonistinnen über ihr Rollenbild und ihre fiktive
Vorgängerin ergänzen die Arbeit. Jens Schuberts Linolschnittunikate sind Sammelsurien von
Motiven unterschiedlichster Herkunft. Es finden sich geometrische
Formen und Muster, stilisierte Augen von Pfauenfedern, bemalte
Ostereier, Wolkenbilder, Masken, organische Ranken, ein Labyrinth,
die Krone und die Fackel der New Yorker Freiheitsstatue – vieles
erkennt man aber vieles entzieht sich auch jeder Zuordnung.
Es geht um die Darstellung, die Kombination und die Akkumulation
von Abbildern – und immer auch um Bildwissen und Assoziation.
Auch Claudia Schötz geht es um das Sichtbarmachen künstlerischer
Prozesse, wenn sie mit I gave you a house but you didn’t
haunt it (2011) die Herstellung eines Werks als Performance
in dieser Ausstellung inszeniert. Arbeiter realisieren an
vorbestimmten Tagen während der Öffnungszeiten
einen monumentalen Kubus (3 x 3 x 3 m) aus Holz. Das Besondere
an dieser produktiven Performance ist, dass sie ohne Geräusch
entsteht: Kein Wort wird gewechselt, alle Werkzeuge sind
schallgedämmt, die Bewegungen bedachtsam. Zur Ausstellung erscheinen vier Künstlerbücher
der Preisträger im Berliner Verlag The Green Box, die
ab sofort einzeln und im Schuber im Buchhandel erhältlich
sind sowie vier hochwertige
Künstlereditionen.
Die Marion Ermer Stiftung zur Förderung von Kunst und
Kultur verleiht den Preis nunmehr zum elften Mal und greift
dazu auf die bewährte Kooperation mit der Hochschule
für Bildende Künste Dresden zurück. Mit diesem
Preis leistet die Stiftung einen konstruktiven Beitrag zur
Förderung junger Künstlerinnen und Künstler
in den neuen Ländern und deren künstlerischer Aus-
und Weiterbildung. Marion Ermer selbst wurde 1993 für
dieses Engagement mit einer Maecenas-Ehrung gewürdigt.
Der Marion Ermer Preis richtet sich an Künstlerinnen
und Künstler aus den Bereichen Malerei, Grafik, Bildhauerei
und andere bildnerische Medien. Die Bewerber dürfen
nicht älter als 35 Jahre sein und müssen ihren
Erst- oder Zweitwohnsitz in den neuen Bundesländern
(außer Berlin) haben und einen Studienabschluss an
einer staatlichen Kunsthochschule oder einer vergleichbaren
Einrichtung in Ostdeutschland (außer Berlin) vorweisen.
Bewerben konnten sich weiterhin im Diplom befindliche Studierende
oder Meisterschüler an einer dortigen staatlichen Kunsthochschule.
|