Preisträger 2004

Franziska Lamprecht, Weimar

Die Suggestion der Massenmedien.

Den Massenmedien hat sich die Preisträgerin Franziska Lamprecht als Thema verschrieben. Die 1975 in Ilmenau geborene Künstlerin hat verschiedene filmische Dokumentationen entwickelt, die als Bedienungsanleitungen für das alltägliche Leben beschrieben werden können. Die in Teamarbeit mit Hajoe Moderegger (eteam) agierende Lamprecht hat dabei moderne Techniken wie Video, Film und Computer als dienstbare Aufzeichnungsmedien verwendet.

Die 'Demonstrationen' etwa einer professionellen Kürzung von Holzzäunen oder der effektiven Reinigung eines Gefrierschrankbodens präsentiert das eteam in der Rhetorik eines amerikanischen Werbe- und Dokumentationsfilms, so dass der Betrachter beinahe zwangsläufig dieser 'Täuschung' verfällt.

Dienen diese informativen Kurzfilme auch tatsächlich als nützliche Hilfestellungen, so stellt sich dennoch eine grundlegende Irritation ein: Bei der Betrachtung wird man gewahr, dass man sich eigentlich in der Kunstsphäre befindet.

Die rhetorische Perfektion bettet sich unversehens in das Künstlerische ein, so dass der Betrachter unablässig und zwangsläufig mit verschiedenen Betrachtungsweisen konfrontiert wird: Ist der Trailer nun ein Kunstwerk oder ist das Kunstwerk eine reine Dokumentation?

In der Folge vermischen sich der ästhetische Blick, der eigentlich Kunstwerken zugedacht ist, und die Dokumentationsform, die allein informieren soll. Wir schauen nunmehr auf die handwerklichen Abläufe eines Sägevorganges als wäre es ein künstlerisches Verfahren und blicken zugleich auf die Kunst, die sich uns als Handwerk präsentiert.

Diese Wechselwirkung läßt nicht nur über die Wertigkeiten von Tätigkeiten sondern mehr noch über die Steuerung unserer Wahrnehmung in massenmedialen Zeiten nachdenken. Die Folge ist ein 'Fremdeln' mit der Alltagswelt, die nunmehr auch mit dem künstlerischen Blick betrachtet werden kann.

Lamprecht und das eteam erweitern ihr künstlerisches Spektrum durch Performances und Installationen, indem sie sich zum Beispiel per Internet auf die Suche nach einem Stück Land in der Steppe von Utah, USA begeben und das gefundene Stück Land tatsächlich aufsuchen. Diese Performance haben sie für die Nachwelt bis ins kleinste Detail dokumentiert.

Lamprecht, die 1998 ihr Diplom über Freie Kunst an der Bauhaus Universität Weimar abgelegt hat, knüpft mit ihrer Kunst zwar an die Aktionskunst und die Concept Art der 60er Jahre an, aktualisiert diese Traditionslinien jedoch aus dem Blickwinkel der jüngeren Künstlergeneration.