Preisträger 2004

Tobias Zielony, Leipzig

Erkundungen der Jugendkultur.

Behind the Block‘ betitelt der Leipziger Künstler Tobias Zielony sein jüngstes künstlerisches 'Reiseprojekt': Der 1973 in Wuppertal geborene Künstler suchte die Peripherien von modernen Großstädten wie Halle, Marseille und Bristol auf, um die dortige Jugendkultur zu erkunden.

Zielony erstellt in filmischer Ästhetik eine Reihung von farbigen Dokumentationsfotos, die die Akteure der Jugendgangs portraitieren, das architektonische Umfeld oder die Treffpunkte der Jugendlichen zeigen. Als Einzelbild und als Reihung mehrerer Aufnahmen erzielen die Motive eine Mehrdeutigkeit; Zielony verzichtet bewußt auf eine narrative Filmdramaturgie oder zeichenhafte Aussage, sondern breitet stattdessen vor dem Betrachter eine Collage von visuellen Eindrücken der städtischen 'Tatorte' aus. Als Mapping muß diese Bild- und Formensprache benannt werden, die dem Betrachter auffordert, eine individuelle Erzählung, einen Sinnzusammenhang der Bilderschau zu entwickeln.

Mit dieser Strategie nähert sich Zielony zugleich der Ästhetik der Jugendszene: Im Anblick der Fotoreihen, der Motivik und Bildausschnitte wird man an Musikvideos, Schnappschüsse oder an journalistische Dokumentationen erinnert. Zielony (Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, Klasse Prof. Timm Rautert) verweigert sich einer hochformalisierten Fotoästhetik und trägt stattdessen die scheinbar banale Alltagsrealität der Subkultur in die Sphäre der Hochkunst.

Es handelt sich um Erkundungen von 'subkulturellen Schmelztiegeln', von besonderen Lebensräumen städtischer Zivilisation. Dabei ist eine Annäherung auf gleicher Augenhöhe erkennbar. Denn es werden keine heilsbringerischen Attitüden, keine Wohlfahrtsgebärden sichtbar, sondern eine Begegnung, die das Authentische einer originären Lebenskultur einzufangen versucht. Der Betrachter ist aufgefordert, die Texte und Bilder ohne Vorbehalte zu ergründen.

Tobias Zielony ist Stipendiat der Heinrich Böll Stiftung. Er lebt in Leipzig.