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M-E-Stiftung, Stiftung für Kunst und Kultur in Thüringen und Sachsen  

POSITION: MARION-ERMER-STIFTUNG: MARION-ERMER-PREIS: 2004: ESPERANZA SPIERLING

 
  Marion-Ermer-Preis

 

 
 
   

Preisträger 2004

    Dirk Heerklotz | Franziska Lamprecht | Esperanza Spierling | Tobias Zielony
   

 

 

Esperanza Spierling
Esperanza Spierling
 

Esperanza Spierling, Leipzig

Grammatik des Bildes.

Unterkühlt erscheint die Bildwelt der 1971 in Spanien geborenen Künstlerin Esperanza Spierling: Sitzecken in modernem Ambiente, weißgekachelte U-Bahnstationen oder sterile Ausstellungsräume sind die Hauptmotive ihrer Fotografien.

Spierling vermeidet spektakuläre Ansichten wie extreme Unter- oder Aufsichten oder Licht- und Schatteninszenierungen. Stattdessen wird in ihren Bildern eine besondere ästhetische Formalisierung deutlich, wenn sie frontal, beinahe monochrom und menschenleer ihre Motive fotografisch festhält. Das Resultat ist eine Entrückung der belanglosen Alltagssituationen, denn sie erwachsen nunmehr zu 'besonderen Orten', quasi zu Tatorten. Spierling geht auf Spurensuche, jedoch weniger nach ausgewählten Orten sondern eher nach dem 'perfekten Bild'.

Die Künstlerin beschränkt sich auf große Flächen, einfache Kompositionen und nur punktuelle Farbgebungen und unterläßt es, kleinteilige Formationen ins Bild zu bringen, die die Generalwirkung des Motivs in Unruhe versetzen könnten. Solcherlei Bildsprache ist eigentlich in der Malerei beheimatet und weniger in der Fotografie, die landläufig als eine reine Dokumentationstechnik verstanden wird.

Der Betrachter erkennt zwar die fotografisch wiedergegebenen Situationen und wähnt sich in der Sicherheit des Gewohnten, nimmt aber zugleich die beinahe versachlichte bis heroische Bildgestaltung wahr. Es entsteht ein geradezu surrealer Irritationseffekt: Man wird zum Nachdenken aufgefordert, etwa über die Flüchtigkeit, mit der wir unsere Umwelt wahrnehmen oder empfindet ein Fremdsein gegenüber dem uns eigentlich Vertrauten.

Es geht Spierling um solche Grenzzonen der Bildgestaltung und Wahrnehmung, die sie immer wieder aufs Neue erprobt. 'Bildversuche' nennt sie konsequenterweise ihre künstlerische Fotografie, die sie als Serie anlegt.

Sie wählt ähnliche Motivgruppen, die wie in einer wissenschaftlichen Reihenuntersuchung in Szene gesetzt werden. Systematisch analysiert sie in einer vergleichenden Betrachtung die Wirkungsweisen der Bildsprache, gleich ob es sich um eine Fotografie oder ein Gemälde handelt.

Spierling, die 2003 ihr Diplom über Bildende Kunst/künstlerische Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig abgelegt hat und seit 2003 Meisterschülerin bei Prof. Timm Rautert ist, widmet ihre Experimente einem Heroen der modernen Kunst, Barnett Newman. Der amerikanische Künstler, Mitglied der sogenannten New York-School, ist mit seinen großformatigen, beinahe monochromen Bildwerken in die Kunstgeschichte eingegangen. Er versuchte in der Mitte des 20. Jahrhunderts, die Erfahrung des Erhabenen durch seine überdimensionierten Farbflächen beim Betrachter zu provozieren.

Jahrzehnte später entscheidet sich Spierling für eine vergleichbare Gestaltung, jedoch formuliert sie zugleich Zweifel an dem Konzept Newmans: Es scheint, als würde sie heutzutage nicht mehr an die Möglichkeit einer solchen außerordentlichen Erfahrung durch die Kunst glauben. Die Antwort überläßt sie dem Betrachter.

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Biografie:

1971  

geboren in Murcia/ Spanien

1990   Allgemeine Hochschulreife (Deutsche Schule Madrid, Spanien)
1990-1991   Schule für Architektur "Academia 64 Madrid" (Spanien)
1991-1998   Lehramtsstudium (Kunst/ Spanisch) an der Johannes Gutenberg Universität Mainz
Juni 1998   1. Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien (Kunst/ Spanisch)
1998-1999   Studium der Fotografie/ freien bildenden Kunst an der Johannes Gutenberg – Universität Mainz bei Prof. Vladimir Spacek
    Assistenz beim Werbefotografen Heinz Wuchner in Frankfurt/a.M.
Juni 1999   Diplomvorprüfung
1999- 2000   Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg/ Fotografie bei Prof. Jochen Hiltmann
2000-2003   Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig/ künstlerische Fotografie bei Prof. Timm Rautert
2001-2002   Tutorin im Fachgebiet Theorie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Juli 2003   Diplom Bildende Kunst/ künstlerische Fotografie bei Prof. Timm Rautert
seit Oktober 2003   Meisterschülerstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Timm Rautert.
   

 

   

Einzelausstellungen

1999   (mit Michael Pfisterer) Galerie im Kulturhaus Osterfeld, Pforzheim (Kat.)
2001   "Fotografie", Hypovereinsbank Chemnitz
    " Bildversuche", Galerie Quicksilver Berlin
     
   

Gruppenausstellungen

1999   "Wirklich I", Kunstmuseum Ahlen
    "Wirklich II", Kunstverein Dortmund
2000  

"Kunst und Künstler aus Rheinland-Pfalz", Galerie im Rathaus, Mainz (Katalog)

    "Hinausspringen aus der Totschlägerreihe", Kulturforum Lüneburg
2001   "Digitale Bilderwelten", Kreissparkasse Recklinghausen (Katalog)
    " Europäischer Architekturfotografiepreis", Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn (Katalog)
2003   "Silver & Gold", 20.21 Galerie Edition Kunsthandel, Essen (Katalog)
    "Silver & Gold", Kunstfonds des Freistaates Sachsen – Festspielhaus Hellerau, Dresden
    "Silver & Gold", Palais für aktuelle Kunst/ Kunstverein Glückstadt
    "Positionen Junger Fotografie", Galerie Quicksilver Berlin
    "Silver & Gold", Städtische Galerie Wolfsburg
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