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Fotografie und Zeichnung sind die vorherrschenden Ausdrucksmedien von Grit Hachmeister (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig). Wandfüllend collagiert die Künstlerin in Format und Motiv verschiedene Porträtfotos und Zeichnungen zu einer elliptischen Gesamtformation, so dass der Blick des Betrachters unruhig über die heterogene Bilderszenerie wandert. Bereits die Kopplung einer zwar alltäglichen, aber hochtechnisierten Speichertechnik (Fotografie) mit einem handwerklichen Wiedergabemedium (Zeichnung), das in seiner Komposition und Strichführung von Kinderhand zu stammen scheint, irritiert die Wahrnehmung nachhaltig, gilt doch die Fotografie eher als ein genuin dokumentarisches Verfahren und die Zeichnung als eine mehr essentielle, im Grundsatz veränderbare Technik.
'Grit wir kriegen dich' lautet der bedrohliche Titel dieser Installation, die den menschlichen, zumeist jugendlichen Körper in verschiedensten Szenerien abbildet. Es handelt sich um ein vielgesichtiges Selbstporträt der Künstlerin, das sie allerdings medienkritisch reflektiert, wie sie erläutert: 'Daß die Aufzeichnung meines Prozesses der Konstruktion eines Selbstbildes nicht in einem reinen Selbsterfahrungstrip mündete, habe ich der Fotografie zu verdanken. Ein gutes Foto erzählt immer eine Geschichte, die als vermeintlich wahr angenommen wird. Aber so viel sie auch zeigt, um so viel mehr verbirgt sie. Dieses Potential bewirkt, dass man das Unrepräsentierte immer mitdenken muss. Was heißt müssen; es ist Sache des Betrachters, inwieweit er teilnehmen will an diesem Spiel von Wahrheit und Lüge.'
Im einzelnen erweisen sich die Fotos und Zeichnungen als Inszenierungen, als spontane, bewußt 'kunstlose'; Aufnahmen und gezeichnete Bildideen und Stimmungen, die in ihrem Ausdruck immer wieder das Gefühl der Beklemmung hervorrufen. Die Themenwahl und die Beharrlichkeit ihres künstlerischen Schaffens zeugen von einem systematischen Vorgehen, das sich auf den ersten Blick als Kennzeichen ihrer Arbeiten nicht sofort einstellt.
Besonders die Gesamtschau des Schaffens von Grit Hachmeister offeriert dieses Merkmal, wenn sie in prozessualen Arbeiten wie 'Frieda Krüger, oder Puppen sterben nicht.' (2004) durch ausgestopfte Kleidungsstücke Szenerien nachstellt, die die Künstlerin in der Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter als Erinnerungsfragmente rekonstruiert.
Konzeptionell vorausgesetzt wird hierbei die Fotografie, die die eigentümlichen Szenerien am Originalschauplatz dokumentieren. Identitätsbildung und –befragung, die Grit Hachmeister unter anderem mit einem modernen, technischen Speicherverfahren zu bewerkstelligen sucht, sind die basalen Themen der Künstlerin. Ausgehend von verschiedenen Fragestellungen bringt sie die Dimensionen dieses Sinnfeldes, das nicht nur im Zuge einer Revision der Moderne von zentraler kultureller Bedeutung ist, zur Anschauung.
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