Sammeln und ordnen bestimmen das künstlerische Handeln von Peggy Meinfelder (Bauhaus-Universität Weimar), geht sie ihren Spurensicherungen nach.
Das Themenfeld ihrer Aktivität konzentriert sich auf die DDR-Kultur, deren Vergangenheit und Nachwirken auf die Gegenwart. In wissenschaftlicher Manier reiht sie jene Gegenstände auf, die ihre Eigentümer beispielsweise vom sogenannten Begrüßungsgeld nach Öffnung der innerdeutschen Grenze erstanden hatten. Die hinzugefügten Kommentare der Besitzer erläutern nicht nur den formalen Impuls zum Erwerb des Kosumgutes, sondern offenbaren zugleich individuelle Sehnsüchte und private Lebensplanungen.
Die vormals anonymen, industriell hergestellten Produkte erhalten durch den Gebrauch verschiedene Bedeutungsgehalte, die Peggy Meinfelder durch eine isolierende Fotodokumentation freilegt. Freilich erscheint das Objekt dabei nicht kontextfrei. Vielmehr wird es in eine andere Sprache überführt, die etwa dem Museum (Fotografie) oder dem Archiv (Installation) nahestehen.
Die Künstlerin wählt in der konzeptionellen wie formalästhetischen Hinsicht eine große Nähe zur Wissenschaft, gleichwohl die künstlerische Erörterung interesselos ist. Zwar geordnet aber letztlich unkommentiert sammelt und fügt die Künstlerin die Fundstücke eines vergangenen individuellen Lebensabschnittes zueinander, wobei sie die Oral History zu einem zentralen Begleitmoment ihrer Geschichts(re)konstruktion werden lässt.
Peggy Meinfelder spiegelt mit ihrer Arbeit zugleich die vielschichtigen Sinndimensionen und Problemstellungen, die u.a. in der Geschichtswissenschaft, Museologie und Philosophie seit den 80er Jahren mit Bezug auf eine authentische Geschichtsdarstellung diskutiert werden.
Zugleich ergreift sie das Staffelholz der Langläufer in der Kunst, die seit den sogenannten ‚Spurensicherern‘ Ende der 70er Jahre auf verschiedene Weise das Thema der pseudowissenschaftlichen Gedächtnisarbeit aufgegriffen haben. Peggy Meinfelder aktualisiert das Thema der Spurensicherung, indem sie ein noch junges Thema aufgreift, quer durch die Generationen der Betroffenen verfolgt und im Sinne diskurstheoretischer Dimensionen aufbereitet. Denn sie ist im Wissen machtdiskursiver Strukturen, die sich erst durch die künstlerisch-wissenschaftliche Aufbereitung offenbaren, gleichwohl sie im Bewußtsein der eigenen zwangsläufigen Verstrickung in diese ist.
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